"Chinas kulturelles Selbstbild im Wandel: Nationale Identität und globale Folgen."

17.05.2018

Frisch im Amt des neuen Vorsitzenden der SenU hielt Professor Cremer einen Vortrag über China.

Nach der Mitgliederversammlung der Seniorenunion hielt Professor Cremer vor einem mit Mitgliedern und zahlreichen Gästen gut gefüllten Auditorium im Cafe Fassbender einen Vortrag zum Thema "Chinas kulturelles Selbstbild im Wandel: Nationale Identität und globale Folgen.", an den sich eine lebhafte Diskussion anschloss.

Anschaulich und ergänzt durch viele persönliche Erfahrungen legte Cremer dar, wie nach der Übernahme des marktwirtschaftlich-kapitalistischen Systems China in den zwanzig Jahren nach 1978 eine Verwestlichung in vielen Lebensbereichen sich durchsetzte. Die großen wirtschaftlich-technischen Umwälzungen änderten nicht nur Oberflächenerscheinungen, wie Kleidung, Verkehr, Infrastrukur. Vielmehr gerieten kulturelle und traditionelle chinesische Werte unter Druck oder verschwanden. Damit aber ging einher ein wachsendes Gefühl von Unsicherheit, einer gewissen Orientierungs- und Sinnlosigkeit vieler Chinesen. Immer öfter wurde die Frage nach der Identität Chinas gestellt.

Dies führte dazu, dass mit der Jahrtausendwende eine Renaissance chinesischer Werte und Traditionen immer deutlicher sichtbar wurde. "Westliches Wissen und know-how", sagte Cremer, "wurden zunehmend kritisch und manchmal ablehnend gesehen - nicht, weil es nicht nützlich wäre, sondern weil es 'nicht chinesisch' war.

Mit der Wahl Xi Jinpings zum Vorsitzenden der Partei und damit zum neuen starken Mann in China hat diese Renaissance staatlichen Segen und damit enorme Kraft gewonnen. Anstelle der im Westen erhofften langsamen Liberalisierung und Demokratisierung wird China unübersehbar autokratischer, und wendet sich insbesondere von politischen Veränderungen ab.

Das damit entstehende Bewusstsein und der Wille, wieder Weltmacht zu werden, sieht im Kern China als Mittelpunkt einer Weltordnung. Cremer schilderte  dazu verschiedene internationale Initiativen in Wirtschaft und Handel, in Außenpolitik und Militärpräsenz, und in der Medien- und Kulturpolitik, die allesamt erhebliche Herausforderungen darstellen.