„Mit dem Renteneintritt gibt man seine Berufstätigkeit auf, aber nicht Erfahrung und Wissen. Da kommen eine ganze Menge Jahre, im besten Fall 20 bis 30 - in denen man einen Beitrag für die Gesellschaft leisten kann – und möchte.“ Erklärt Prof. Rolf Cremer, Vorsitzender der Seniorenunion Bad Honnef.
Wenn es einer wissen muss, dann er. Klischees rund um ältere Menschen? Das Lebenslauf -Modell: mit dem Ruhestand Ruhe geben, gilt nicht mehr. Die Senioren heute sind Best-Ager. In der Seniorenunion ist man sich einig: Es werden Potential und Erfahrung genutzt und zwar dann wenn viele Menschen Zeit haben sich zu engagieren. Egal ob politisch, ehrenamtlich oder innerhalb der eigenen Familie.
Die Seniorenunion hat deshalb ein ausführliches Konzept für die Zukunft der Seniorenpolitik in Bad Honnef veröffentlicht.
„Die SenU will was bewegen! Bad Honnef wird, ebenso wie das gesamte Land, immer älter. Die Idee ist ältere Menschen noch viel mehr positiv einzubinden, denn der demographischen Wandel zwingt dazu. Wie dieses Altwerden gestaltet wird hängt entscheidend von der Motivation jedes Einzelnen ab, aber selbstverständlich auch davon, dass die richtigen Politischen Entscheidungen getroffen werden.“ So Susanne Langguth, ebenfalls im Vorstand der Seniorenunion und Mitglied der Seniorenvertretung, ist optimistisch, Hand in Hand in Bad Honnef etwas verändern zu können.
Senioren werden in dem Konzept als wichtige Säule der Gesellschaft gesehen. Wichtig ist es, klar herauszustellen, dass es auch um die Zukunft der jungen Generation geht. „Wenn 40% der Mitglieder einer Gesellschaft Ü65 sind, liegt es eigentlich auf der Hand, dass die Gesellschaft nicht auf die Fähigkeiten, Kompetenzen und Erfahrungen der Älteren verzichten kann, ergänzt Prof. Cremer. Die Seniorenunion möchte einen gesellschaftspolitischen Beitrag leisten den Dialog zwischen den Generationen zu stärken und den Fokus der Seniorenpolitik zukünftig wesentlich stärker auf Partizipation zu legen.
„Klar, wie Fuchsberger schon feststellte: Altwerden ist nichts für Feiglinge“, scherzt Annette Eichendorf , im Vorstand der SenU und der CDU, und ergänzt „Der demographische Wandel ist nicht in Zukunft, er findet bereits statt und Bad Honnef muss jetzt die Weichen dafür stellen. Für seine Themen muss man sich einsetzen.“
Das Konzept der Seniorenunion können Interessierte auf der Homepage der CDU Bad Honnef einsehen. In Bad Honnef jedenfalls ist klar: Jedes Alter zählt!
Vorstand der SenU am 3.12.20
Das Konzept der Senioren Union
Aufforderung an Rat und Stadt Bad Honnef:
Jedes Alter zählt -
den demographischen Wandel in Bad Honnef ernst nehmen
Bad Honnef wird immer älter. Schon in wenigen Jahren wird der Anteil der Senioren - 60 Jahre und älter - in Bad Honnef bei 35 – 40 Prozent liegen. Der demographische Wandel ist unaufhaltsam. Seine Auswirkungen werden in Bad Honnef spürbar werden.
Im Wahlprogramm der CDU Bad Honnef zur Kommunalwahl 2020 hat sich die Senioren-Union zur demografischen Entwicklung positioniert: Wir stehen für ein selbstbestimmtes Älterwerden und ein positives, nicht defizitorientiertes Bild älterer Menschen in der Öffentlichkeit. Wir setzen uns insbesondere für eine bessere kommunale Daseinsvorsorge ein als Grundlage für ein gutes Leben - auch im Alter.
Die Senioren-Union fordert zum Beginn der neuen Ratsperiode, dass Rat und Stadt sich mit dieser Entwicklung und den Konsequenzen für Bad Honnef stärker als bisher auseinandersetzen.
Forderungen der Senioren-Union
1. Eine politisch breit getragene Seniorenpolitik
- Es wird eine Grundsatzdebatte über die Bedeutung des demographischen Wandels für Bad Honnef gefordert.
- Dazu werden Daten und Fakten benötigt, auf deren Basis bewertet werden kann, ob und in wie fern die Stadt für die Bevölkerungsentwicklung gewappnet ist, die einen hohen Anteil älterer Menschen bei gleichzeitigem Rückgang des Anteils der jüngeren Generationen aufzeigt. Es sollen möglichst viele Aspekte der kommunalen und privaten Infrastruktur untersucht werden. Dazu sollen auch Experten von außen hinzugezogen werden.
- Es muss hinterfragt werden, ob und in wie weit die Auswirkungen des demografischen Wandels die finanziellen Ressourcen der Stadt relevant betreffen, wie das allgemein für die Kommunen erwartet wird.
- Es gilt den Blick auf die ältere Generation nachhaltig zu verändern: Weg vom defizitorientierten Altersbild, hin zur Anerkenntnis, dass die Älteren eine tragende Säule in der Gesellschaft sind.
- Im Ergebnis wird eine politisch breit getragene Seniorenpolitik benötigt, die Handlungsfelder definiert und diese konsequent bearbeitet.
2. Zwei Säulen der Seniorenpolitik - Teilhabe und Unterstützung stärken
- Die Förderung und Erhaltung von Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ist eine grundlegende Herausforderung des demographischen Wandels. Eine positive, nach vorne gewandte Seniorenpolitik zielt deshalb darauf ab, die in hohem Maße vorhandene Bereitschaft der Älteren, sich für das Allgemeinwohl einzubringen, aufzugreifen und dafür Rahmenbedingungen zu setzen.
- Mit dem demographischen Wandel – und insbesondere auch mit einem hohen Anteil an Hochbetagten –, verändern sich die Anforderungen und die Ansprüche an eine Kommune. Das bezieht sich auf einen großen Teil der Infrastruktur: Altersgerechter Wohnraum, Wohnen in Seniorenheimen, Versorgung in Pflegeheimen, medizinische und pflegerische Betreuung, aber auch Mobilität, und anderes mehr. Auf diese Entwicklungen muss sich Bad Honnef faktenbasiert einstellen.
3. Städtische Gremien der Seniorenpolitik aufwerten und weiterentwickeln
- In Bad Honnef fungiert die städtische Gleichstellungsbeauftragte zusätzlich als Behinderten- und Seniorenbeauftragte. Es gibt zusätzlich die Senioren-Vertretung und den Runden Tisch Senioren. Diese Akteure sollen aufgewertet und besser vernetzt werden.
- Die Stelle der Seniorenbeauftragten soll in eine Koordinationsstelle für Seniorenpolitik weiterentwickelt werden. Es muss ein Seniorenbüro eingerichtet werden, das sowohl niedrigschwellige Anlaufstelle für alle Fragen ist, die Senioren betreffen als auch aktiv die Anliegen und Bedürfnisse von Senioren in allen kommunalen Politikfeldern bis hin zum Integrierten Stadtentwicklungskonzept vertritt. Dieses Büro soll auf Kooperation und Vernetzung hinwirken und alle relevanten Akteure zusammenbringen. Als Stabsstelle soll diese Stelle unmittelbar dem Verwaltungsvorstand zugeordnet sein.
- Die Stellung, Funktion und Arbeitsweise des Runden Tisch Senioren sind neu zu definieren, als übergreifende Plattform vieler gesellschaftlicher Kreise bzw. Partner zu seniorenbezogenen Anliegen und Fragestellungen (Gesundheitswesen, Wohlfahrt, Kirchen, Kultur, bürgerliches Engagement, Wirtschaft, Politik und Verwaltung). Der Runde Tisch Senioren ebenso wie die Seniorenvertretung sollen sich aktiv in die Neuausrichtung der Seniorenpolitik in Bad Honnef einbringen.
4. Seniorenpolitik als kommunale Pflichtaufgabe festschreiben
Die Senioren-Union Bad Honnef unterstützt die Forderung der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen e.V. (BAGSO), dass Seniorenarbeit als Pflichtaufgabe für die Kommunen definiert wird. Seniorenpolitik setzt zu sehr auf den Bereich Altenpflege, es muss über Altenpflege hinausgehen!
Hintergrund
Grundlegende demographische Fakten
Die demographische Entwicklung in Deutschland, wonach die über 60jährigen Bürger rund dreißig Prozent der Bevölkerung ausmachen, hat Bad Honnef längst erreicht. Ihr Anteil liegt heute schon bei über 31% und wird in den nächsten Jahren auf 35-40% steigen. Bad Honnef weist bereits jetzt ein recht hohes Medianalter von 49,1 Jahren (2018) auf; d.h., dass knapp die Hälfte der Bevölkerung in Bad Honnef älter ist als 50 Jahre. Wenn im Bundesdurchschnitt im Jahr 2050 fast doppelt so viele über 80jährige (2018 waren es ca. 7% und je nach Modell der Vorausberechnung werden es bis 2050 13% sein) leben werden als heute, wird diese Zahl für Bad Honnef entsprechend noch höher liegen.
Dem gegenüber weisen die Prognosen eine Reduzierung der Bevölkerungszahl durch den starken Rückgang der jüngeren Generationen aus. Eine anhaltend niedrige Geburtenrate bei gleichzeitig hoher Lebenserwartung, kennzeichnet den demografischen Wandel. Gerontologen sprechen hier von einem dreifachen Altern - der für die nächsten Jahrzehnte eine Herausforderung auch für die Bad Honnef bedeutet.
Es ist Fakt, dass auch Bad Honnef weiter altert, trotz aller – richtigen – Bemühungen, die Stadt attraktiv für junge Familien zu machen. Diese Entwicklung muss für die Stadtpolitik Konsequenzen haben! Die Senioren-Union fordert von Rat und Stadt, die neue Amtsperiode zu nutzen, um sich mit diesen Konsequenzen faktenbasiert im Einzelnen auseinander zu setzen!
Die Dramatik des demografischen Wandels für Bad Honnef zeigt sich an folgender Zahl: 2025 wird es ca. 30% weniger Schüler und Schülerinnen Innen geben als 20 Jahre zuvor.
Kommunale Aufgaben
Wie allen Kommunen fällt auch Bad Honnef die Aufgabe zu, die demographischen Veränderungsprozesse vor Ort zu begleiten und mitzugestalten. Es entscheidet sich auf lokaler Ebene, welche unterstützende Infrastruktur und welche Netzwerke vorhanden sind, um den Bedürfnissen und Wünschen, und damit der Lebensqualität der Älteren entsprechen zu können.
Eine moderne kommunale Seniorenpolitik zeichnet sich durch ein differenziertes Angebot für ältere Menschen aus. Dazu gehören Unterstützungs- und Versorgungsangebote. Sie muss soziale Netzwerke auch vor dem Hintergrund initiieren, dass der „soziale Konvoi“ im Alter eine Überlebensstrategie ist aufgrund rückläufiger familialer Netze, die zu erwartende Zunahme von Single-Haushalten und Kinderlosigkeit. Dazu gehören auch Möglichkeiten für die Übernahme von (Mit-)Verantwortung vor Ort, denn die Älteren verfügen über einen Reichtum an Lebenserfahrungen, Interessen, Fähigkeiten und Kompetenzen, auf den die Gesellschaft nicht verzichten kann.
Eine Betrachtung der Unterstützungsstrukturen mach deutlich, dass Daten und Fakten benötigt werden, auf deren Basis bewertet werden kann, ob und in wie fern die Stadt für die zu erwartende Bevölkerungsentwicklung vorbereitet ist. Dazu gehören vor allem die Themen: Altersstruktur, (differenzierte Betrachtung von Alters-Gruppen der 60 bis über 100-Jährigene) Wohnraum, Mobilität, Versorgungsstrukturen im ‚Viertel‘ (Quartier) einschließlich Lebensmittelnahversorgung, die medizinische Versorgung ebenso wie Pflegeangebote.
Wichtig sind auch die Zahlen zur Wohnsituation: Seniorenpolitik wird zu oft auf die Unterstützungsangebote wie Seniorenheime und Pflegedienste verengt.
Bundesweite Erhebungen zeigen, dass 91% der Senioren in ihren Wohnungen/Häusern leben, von denen allerdings nur ca. ein Drittel altersgerecht ist. Vielleicht fehlt nicht nur bezahlbarer Wohnraum für junge Familien, sondern auch für Ältere? Dieser Aspekt ist wichtig, gerade auch für Bad Honnef mit vielen Hochbetagten. Laut einer Umfrage der Senioren-Union Deutschland möchte sich die Hälfte der Älteren nach dem Auszug der Kinder und möglicherweise dem Tod des Partners kleiner setzen. Das erfordert in Bad Honnef ein angemessenes Angebot an altersgerechtem und bezahlbarem Wohnraum.
Senioren – eine tragende Säule der Gesellschaft
Eine Voraussetzung für eine positive, nach vorne gewandte Seniorenpolitik ist, den Blick auf die ältere Generation nachhaltig zu verändern. Das übliche Altersbild ist einseitig defizitorientiert und verkennt beispielsweise, welche Leistungen von den Älteren für unsere Gesellschaft tagtäglich erbracht werden.
Folgt man der Generali Altersstudie 2013, so hat das defizitorientierte Altersbild keinen Bestand mehr: Eine hohe Mobilität, ein hohes bürgerschaftliches Engagement auch außerhalb der Familie, das Fehlen eines Gruppenegoismus - das ist die Realität! Das Interesse der Alten richtet sich natürlicherweise auch auf das Wohlergehen ihrer nachkommenden Generationen.
Die nachfolgenden Zahlen bestätigen, dass die Älteren sich für das Wohlergehen ihrer Nachkommenschaft einsetzen, schaut man auf die Leistungen, die die Älteren für ihre Kinder, ihre Familien erbringen! Die Corona-Krise hat nur allzu deutlich gemacht, wie wichtig die Rolle der Großeltern für die Familien ist! Die Generali-Altersstudie 2013 hat den Zeitaufwand der Älteren für ihre Kinder auf 2,4 Mrd. Stunden oder äquivalent 1,4 Mrd. Vollzeitstellen pro Jahr errechnet. In der Pflege von Partnern erbringt die Altersgruppe der 65- bis 85-jährigen ebenfalls erhebliche Leistungen – 75% werden zu Hause, i.d.R. von den Frauen gepflegt -, Leistungen, die ansonsten weitgehend vom Staat bzw. von Fachpersonal geleistet werden müssten. Und nicht zuletzt unterstützen ca. 40% der über 65-jährigen ihre Kinder regelmäßig finanziell in Höhe von 9,7 Mrd. Euro pro Jahr.(Generali 2013)
Den Beitrag der Älteren für die Gesellschaft kann man auch in weiteren Zahlen erkennen: Die Generali-Altersstudie 2013 hat errechnet, dass 1,48 Mrd. Stunden oder äquivalent 870.000 Vollzeitstellen in Deutschland für das Wohl der Gemeinschaft von den über 65-Jährigen pro Jahr erbracht werden. Davon profitieren auch die Honnefer Vereine und Organisationen – in der Stadt-Bücherei, im Sport, bei Rettungsdiensten, den Musikgruppen, in Brauchtumspflege und Kultur, Kinder – und Altenbetreuung, nur um einige Bereiche zu nennen.
Schlussbemerkung:
Dialog der Generationen
‚Junge‘ und ‚Alte‘ haben gleichgerichtete Interessen. Beide haben jeweils auch ihre eigenen berechtigten Interessen und Erfordernisse, ohne Zweifel. Es ist deshalb wichtig, dass in der kommunalen Politik der Dialog der Generationen in gegenseitigen Respekt und Verständnis für einander gefördert wird.
Die Senioren-Union Bad Honnef fordert daher gute Rahmenbedingungen für jedes Alter.
Vorstand der Senioren-Union Bad Honnef, am 2. Dezember 2020
Eva-Maria Böhm
Annette Eichendorf
Erika Fenkes
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• Demographiebericht Bad Honnef (www.wegweiser-kommune.de)
• Statistisches Bundesamt destatis 2020
• Langes und gutes Leben in Arnsberg, Bericht 2017, Fachstelle Zukunft Alter
• Bundesministerium Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Siebter Altenbericht, Sorge und Mitverantwortung in der Kommune –Aufbau und Sicherung zukunftsfähiger Gemeinschaften und Stellungnahmen
• Kommunale Altenhilfestrukturen stärken, Ein Impulsbeitrag von Reinhard Pohlmann, in Bundesarbeitsgemeinschaft Seniorenbüros e.V. (BaS) 2020
• Naegele, G. 2013
• Generali-Zukunftsstudien 2013 und 2017
• Landesdatenbank Stand 29.10. 2020
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