Den Wald an den Klimawandel anpassen heißt in die Zukunft investieren

12.07.2020

„Kranke Fichten, kahle Bäume, Borkenkäfer – wie geht es unserem Wald?“

Für Forstdirektor Stephan Schütte ist die Borkenkäferplage eindeutig eine Folge des Klimawandels. Als Investition in die Zukunft müsse auch der Wald an den Klimawandel angepasst werden, sagte der Forstexperte auf einer Waldbegehung im Siebengebirge. 

CDU Veranstaltung mit großer Resonanz
Unter dem Motto „Kranke Fichten, kahle Bäume, Borkenkäfer – wie geht es unserem Wald?“ hatte Gerhard Kunz, Vorsitzender des Ortsverbandes der CDU Aegidienberg, zu einem Waldspaziergang im Honnefer Stadtwald eingeladen. Gut 40 Interessierte fanden sich am späten Nachmittag bei angenehmen Temperaturen auf dem Wanderparkplatz Reisberg an der L 144 ein. Um trotz des hohen Andrangs die corona-bedingten Abstandsregeln einhalten zu können, wurde eine mobile Mikrofonanlage mitgeführt. Als Experten hatten die Initiatoren Forstdirektor Stephan Schütte vom Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft hinzugebeten. Dieser erklärte detailliert  und lebendig das Problem mit dem Borkenkäfer.
Borkenkäfer – Winzlinge mit großer Wirkung
Das kleine Tier befällt Fichten und vermehrt sich unter der Rinde. Im Normalfall kann der befallene Baum den Eindringling in Schach halten, vor allem durch vermehrte Harzproduktion. In trockenen Sommern wie 2018 und 2019 hat die Fichte aber „Stress“ und sie stellt die Harzproduktion ein. Auch langanhaltende Schönwetterperioden mit hohen Temperaturen bieten den Käfern beste Brutbedingungen, so dass sie nicht nur zwei, sondern bis zu vier Generationen in einer Saison schaffen. Die Folge: der Baum kann den Befall nicht verkraften und stirbt innerhalb weniger Wochen ab. Davon sind insbesondere Flächen mit Fichten-Monokultur betroffen, denn hier brauchen die Käfer gar nicht weit zu fliegen. Schütte: „Wir haben große Mengen Fichten im Bestand, weil die Fichte Mitte des letzten Jahrhunderts als guter Holzlieferant geschätzt wurde, auch für die Untertage-Stollen im Ruhrgebiet. Das Problem des Fichtensterbens hat aber nicht nur Bad Honnef, sondern NRW ist vielerorts stark betroffen, auch weil hier der Sturm „Frederieke“ Anfang 2017 für viel Bruchholz gesorgt hat. In diesem Bruchholz konnte sich dann der Borkenkäfer in dem Trockensommer 2018 rasant vermehren und die durch die Trockenheit geschwächten Fichten massiv befallen.“ „Was also muss getan werden?“ interessierte die Anwesenden. Auch hier wusste der Forstdirektor eine Antwort.
Artenreicher Mischwald statt Fichten-Monokultur
Die befallenen Bäume zeitnah fällen und abtransportieren, damit sie keine weitere Brutstätte für die Käfer bilden können. Danach statt neuer Fichten im Wege der sogenannten Trupp-Pflanzung mit Eichen, Buchen und anderen Laubbäumen wieder aufforsten. Das heißt also: die Kahlflächen nicht sich selbst überlassen, sondern ein kluges Waldmanagement aus Naturverjüngung und gezielter Aufforstung angehen. Denn je mehr Baumarten, desto robuster der Wald. Für die Waldbesitzer bedeutet Mischwald allerdings einen deutlich höheren Pflege- und Personalaufwand als reiner Fichtenforst, gab ein privater Waldbesitzer zu bedenken. Das werde die Pflege- und Holzerntekosten in der Zukunft deutlich erhöhen und rechne sich nur, wenn auch der Holzpreis entsprechend ansteigen werde, was bei einem globalen Gut wie Holz nicht so einfach durchzusetzen sei. Dr. Doris Bell, Mitinitiatorin des Waldspaziergangs und selbst Biologin: „Ein gesunder, robuster, artenreicher Laubmischwald als Ziel des Waldumbaus könnte die Zukunft sein, wie Forschungsergebnisse zeigen. Wir sollten Politik und Wissenschaft darin bestärken, dass der Wald es uns wert ist.“

Nach zwei lehrreichen Stunden dankte Gerhard Kunz, Vorsitzender CDU Aegidienberg, herzlich dem Referenten Stephan Schütte und erklärte: „Der Wald als Erholungs-, Naturschutz- und Wirtschaftswald ist der CDU Aegidienberg ein großes Anliegen. Wir werden zu diesem Thema weiter informieren".